Seit der Verkündung der Corona-Pandemie spricht gefühlt die ganze Welt von einer Krise. Täglich erreichen uns Nachrichten über Fallzahlen, Maßnahmen, Konsequenzen und ohne Zweifel haben die Umstände auch viele Menschen schwer getroffen.
Es liegt mir fern, hier politische und gesellschaftliche Haltungen zu debattieren, um bestimmte Denkrichtungen oder persönliche Entscheidungen zu bewerten.
Mir geht es darum, mit meinem Beitrag neue Impulse zu geben und zum Nachdenken anzuregen…
Wie kommt es, dass unter vermeintlich gleichen Rahmenbedingungen die aktuelle Zeit von einigen als Krise erlebt wird und von anderen nicht? Dass manche alles verlieren, während andere einen Zugewinn verzeichnen? Ist es bei den einen Pech und bei den anderen Glück?
Bei genauerer Betrachtung des Krisenbegriffs wird deutlich, dass die Krise nichts ist, das den Ausnahme-, sondern Normalzustand darstellt. Und wenn ich das sage, spreche ich nicht von der so genannten neuen Normalität, der als Trendbegriff in aller Munde ist. Ich meine gewöhnliche Alltagssituationen, die wir jeweils unterschiedlich bewerten, je nachdem, ob wir bereits über Handlungsroutinen verfügen, die uns die Möglichkeit eröffnen, diese zu meistern oder nicht. Danach entscheidet sich, ob und welche Situationen wir als Krise erleben. Entsprechend kann die gleiche Situation von den einen als Krise und von den anderen als “normal” erlebt werden.
Lass uns gerne ein paar Fragen stellen und Beispiele aufgreifen, um ins Nachdenken zu kommen und die Möglichkeit zu eröffnen, die eigenen Gedanken neu zu sortieren:
Ist es nicht so, dass wir, wenn wir auf die Welt kommen, kaum etwas können, verglichen zu dem was wir mit zunehmendem Alter können, weil wir uns in einem stetigen Lernprozess befinden?
Vieles haben wir uns durch Ausprobieren, Wiederholen, Scheitern und Weitermachen über die Zeit angeeignet.
Denk mal an ein Kleinkind, das zunächst das Krabbeln, dann das Laufen lernt. Später landet das Essen überall bis es endlich gelingt, die Gabel oder den Löffel in den Mund zu führen. Es dauert eine ganze Weil bis es die Sprache der Eltern beherrscht. Später sind es Aktivitäten wie Fahrradfahren, Schreiben und Lesen sowie Rechnen, die es lernt.
Das, was uns heute als selbstverständlich erscheint, war einst etwas, das uns ganz schön herausgefordert hat – bis wir es konnten. Klar haben wir nicht jede dieser Situationen als Krise erlebt, weil es auch damit zu tun hat, welche Bedeutung wir der Situation zuschreiben. Ist es etwas, das uns nicht so wichtig ist, wie z.B. ein Hobby, das uns nicht zu liegen scheint, wechseln wir einfach die Aktivität und das Problem ist behoben. Ist es etwas, was uns persönlich sehr wichtig ist, kann es schnell zu Frust führen, wenn es nicht gleich gelingt. Und wenn es sich um etwas handelt, wovon unsere Existenz abhängt, sind wir schnell überfordert, was uns das Gefühl der Ohnmacht spüren lassen kann. Es ist wie ein Kontrollverlust, der uns handlungsunfähig zu machen scheint.
Wenn wir vor diesem Hintergrund unseren Blick verändern, wird deutlich, dass wir eine Situation nur dann als Krise erleben, solange uns die Handlungsroutinen fehlen, um die Situation zu meistern. Daran liegt es dann auch, dass die gleiche Situation von unterschiedlichen Menschen, Unternehmen etc. verschieden bewertet wird. Für die einen ist es eine Krise, für die anderen nicht. Der Unterschied liegt darin, dass Erstere (noch) nicht über ausreichend Handlungsroutinen verfügen, während Letztere sich solche bereits angeeignet haben.
Was können wir daraus mitnehmen?
Erinnere dich in Situationen, die du als Krise erlebst, daran, dass dies gerade einfach nur daran liegt, dass dir die nötigen Handlungsroutinen fehlen. Wahrscheinlich hast du in der Vergangenheit noch nichts Vergleichbares erlebt, das es dir ermöglicht hat, entsprechende Erfahrungen abzuspeichern und Routinen zum Meistern dieser Situation zu entwickeln. Sobald du verinnerlichst, dass du die Situation meistern kannst, wenn du dir die nötigen Handlungsroutinen aneignest, bist du auch wieder handlungsfähig.
Wie kann ich mir neue Handlungsroutinen aneignen?
Manchmal genügt ein Austausch mit Freunden, Bekannten oder Sparrigspartnern, die bereits ähnliche Situationen gemeistert haben. Angelehnt an ihre Erfahrungen kannst du Aktionen und Maßnahmen für dich ableiten, in die Umsetzung überführen, dann das Ergebnis reflektieren und bewerten, bei Bedarf Anpassungen vornehmen und schließlich in die Wiederholung gehen – bis eine neue Routine daraus entsteht.
Verfügt niemand in deinem Umfeld über die nötige Erfahrung oder geht es um eine existenzbedrohende Situation, in der es auf schnelle Lösungen ankommt, ist es sinnvoll, einen Professionellen mit entsprechender Expertise zu beauftragen. Er kann dich vor dem Hintergrund seiner Erfahrung durch den Prozess führen, damit du schneller zum gewünschten Ziel gelangst.
Neugierig und Lust auf mehr?
Wir sind täglich um 8 Uhr deutscher Zeit auf Clubhouse – komm gerne mit dazu und bereichere uns mit deinen Erfahrungen, damit wir gemeinsam neue Perspektiven gewinnen:
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