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Wahrnehmung & Wahrnehmungsfilter

Wahrnehmung & Wahrnehmungsfilter | Dr. Yasemin Yazan

1. Unterschiedliche Wahrnehmungen

Wir alle haben unterschiedliche Wahrnehmungen. Das liegt daran, dass wir Dinge unterschiedlich sehen, fühlen, schmecken, hören und riechen. Dieselbe Situation wird daher völlig unterschiedlich erlebt und bewertet.

Fast immer nehmen wir in ein und derselben Situation völlig unterschiedliche Dinge wahr. Das sind keine Ausnahmen, sondern die Regel.

Denke daran, dass sich unsere Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung einer Situation von der Wahrnehmung anderer unterscheiden. Wenn wir darüber sprechen, was wir sehen, hören, riechen usw., Fragen zu der Situation stellen usw., dann können wir auch andere Wahrnehmungen erkennen und verstehen.

2. Wirklichkeitskonstruktionen

Wir konstruieren unsere Wirklichkeit selbst: Wir bewerten alle Informationen und Reize in unserem Gehirn auf der Grundlage früherer Erfahrungen mit Emotionen.

Betrachten wir z. B. ein Bild und versuchen wiederzugeben, was wir sehen, wird bei genauerer Betrachtung deutlich, dass wir sofort anfangen zu bewerten und zu interpretieren. Uns Gehirn greift gespeicherte Informationen aus Vorerfahrungen ab und vervollständigt die Bilder, die wir sehen. Sehe ich eine Person, die lächelt, gehe ich möglicherweise davon aus, dass sie glücklich ist. Faktisch sehe ich jedoch eine lächelnde Person. Das, was danach kommt, ist bereits eine Weiterverarbeitung meines Gehirns. 

Alle zugänglichen Informationen werden also auf der Grundlage unserer bisherigen Erfahrungen zusammengeführt und ergänzt. Da wir unterschiedliche Vorerfahrungen haben, fallen auch die Interpretationen unterschiedlich aus, obwohl wir alle auf das gleiche Bild schauen. Je länger wir das Bild betrachten, desto mehr Optionen werden wir sehen. 

Abhängig von unseren bisherigen Erfahrungen, unserem Alter, unserer Kultur, unserem Geschlecht und so weiter, sieht jeder von uns durch seine eigene Brille. Diese Brille ist wie ein Filter, der alles individuell interpretiert und bewertet.

Durch diese Brille erschaffen wir unsere subjektive Wirklichkeit und denken oft, dass diese subjektive Wirklichkeit eine objektive Wahrheit darstellt – aber das tut sie nicht.

Wenn wir es genau betrachten, ist selbst der Umstand, dass eine Kombination von Ziffern und Zeichen ein bestimmtes Ergebnis ergibt, nur eine Übereinkunft, keine Tatsache. Wir haben uns darauf geeinigt, dass 1+5 die Summe von 6 ergibt. Wenn wir es anders definieren würden, kämen wir zu einem anderen Ergebnis. Auf dieser Grundlage würden wir richtig und falsch unterschiedlich bewerten. 

Es lässt sich sogar darüber streiten, ob es überhaupt eine objektive Wahrheit gibt, denn neben der Tatsache, dass wir immer unsere eigene Wirklichkeit konstruieren, haben wir uns im Sinne der Verständigung auf bestimmte Dinge geeinigt, die wir inzwischen für selbstverständlich halten. In anderen Kulturen können dies jedoch ganz andere Übereinkünfte sein. Manchmal sind sie sogar völlig widersprüchlich: Während es in manchen Kulturen als unhöflich gilt, beim Essen zu rülpsen, wird es in anderen Kulturen als Beleidigung angesehen, dies nicht zu tun. Doch auch objektive Wahrheit, die sich auf Faktenwissen begründet, lässt sich insofern in Frage stellen, dass sich faktisches Wissen auch durch neue Erkenntnisse verändern kann und nicht statisch ist. D. h. das, was wir heute für wahr halten, weil faktisch begründet, kann schon morgen durch neue valide Erkenntnisse neue Wahrheiten kreieren. 

Lass uns also festhalten: Wir bewerten alle Informationen und Reize in unserem Gehirn auf der Grundlage früherer Erfahrungen mit Emotionen. Es lässt sich darüber streiten, ob es überhaupt eine objektive Wahrheit gibt. In jedem Fall konstruieren wir unsere eigene subjektive Wirklichkeit.

3. Fokusverschiebung

Ein schönes Beispiel, um aufzuzeigen, wie unser Wahrnehmungsfilter greifen, ist die Fokusverschiebung. Du kennst folgende Situation sicher auch: Du Du hast etwas Schönes entdeckt, das du unbedingt kaufen willst. Dabei kann es sich z. B. um ein neues Auto, eine Handtasche oder ein technisches Gerät wie ein Smartphone handeln. Nachdem du dich intensiver mit dem Gedanken befasst hast, begegnet dir im Alltag plötzlich überall genau dieser Gegenstand immer wieder. Es scheint phänomenal: Ob das nun alle möglichen Leute sind, die genau das Auto, mit dem Fabrikat und Modell und in der von dir gewünschten Farbe auf der Straße fahren, oder ganz viele Frauen genau die Handtasche, die dir gefällt, zu ihrem Outfit tragen oder jeder zweite das Smartphone zum telefonieren einsetzt, das dir gefällt.

Es ist absolut einleuchtend, dass diese Menschen nicht alle plötzlich die gleiche Vorliebe für etwas entdeckt haben und über Nacht losgezogen sind, um genau diesen Gegenstand zu kaufen. Es ist dein Fokus, der sich verschoben hat und nun dazu führt, dass du durch einen entsprechenden Wahrnehmungsfilter siehst. Diese Dinge waren auch vorher in deinem Umfeld zu sehen, aber du hast sie gar nicht bemerkt, weil dein Fokus, also deine Aufmerksamkeit nicht darauf gerichtet war. 

Hinweis: Das bedeutet nicht, dass du die Dinge nicht auch schon vorher unbewusst wahrgenommen hast. Nur eben nicht bewusst. Jetzt fallen sie dir erst auf, weil sie in dein Bewusstsein gerückt sind. 

4. Projektion

Dass wir glauben, den anderen zu verstehen, hat etwas mit Projektion zu tun. Wir gehen, davon aus, dass sich etwas für den anderen genau so anfühlt wie für mich. Doch kann ich wirklich verstehen, wie sich z. B. Schmerz für dich anfühlt? Oder fühlt sich mein Hunger genauso an wie dein Hunger? Kann ich wissen, ob dein und mein Farberlebnis identisch ist? Wir sprechen zwar z. B. beide von der Farbe rot, doch ich weiß nicht, ob du das gleiche siehst wie ich. Wir beide haben bei einer bestimmten Farbe, die wir jeweils sehen, gelernt, diese als rot zu codieren. Doch möglicherweise siehst du einen anderen Farbcode als ich, wenn wir beide von der Farbe rot sprechen.

Unsere bewusste Wahrnehmung von der Welt wird von unserem Gehirn aufbereitet. Dabei können wir nicht abschalten, dass unser Gehirn interpretiert. Unser Eindruck, den wir von der Welt haben, ist also nichts weiter als eine Interpretation unseres Gehirns. Und selbst, wenn wir das wissen, lässt es sich nicht ausschalten. Entsprechend reicht Bewusstsein nicht aus, um daraus entstehende mögliche Gefahren zu verbannen.  

Fazit

Das Gehirn verarbeitet keine Information, vielmehr erarbeitet es Information. Wir haben keinen Zugang zur realen Welt, sondern unser Gehirn generiert Bedeutung! Dabei sind kognitive Leistungen und Emotionen unmittelbar und untrennbar miteinander verbunden. Angelehnt an diverse Faktoren konstruieren uns unsere Wirklichkeit. Daher unterscheidet sich unsere Wahrnehmung von der Wahrnehmung anderer. Wenn wir das verstehen, gelingt es uns besser, einzuordnen, warum es zu Missverständnissen kommt, Konflikte entstehen etc. Dann fällt es uns z. B. leichter, nicht davon auszugehen, dass ich im Recht/Unrecht bin oder richtige/falsch liege, sondern Geschehnisse bis zu einem gewissen Grad auch wieder in einen neuen Rahmen verrücken und neu/anders deuten zu können.

3 Myths Debunked – When Science Creates Knowledge! | Dr Yasemin Yazan

When Science Creates Knowledge!

Unfortunately, there is a lot of false knowledge on the market. Be it because, for example, research results are misinterpreted or false causalities are made, or because they are transferred to other contexts that were not even the subject of the study.

We pick 3 myths and show what science already knows:

- Why Maslow's hierarchy of needs is not a reliable basis for motivation

- Why personality tests are questionable as a basis for personnel decisions

- Why a quota is needed as an effective measure against Unconscious Bias

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